Was ist Seegras überhaupt?
Seegräser sind keine Algen! Sie gehören zu den Blütenpflanzen und ihre nächsten Verwandten an Land sind die Lilien- wunderschöne, bunte Blumen. Seegräser sind die einzigen Blütenpflanzen, die im Meer wachsen können. Seegräser haben grüne Blätter in verschiedenen Längen und Formen. Diese Blätter haben Adern, die durch die ganze Pflanze reichen, von den Blattspitzen bis hinunter zu den Wurzeln.
Durch diese Adern fließt aber kein Blut so wie bei uns, sondern die Pflanzen transportieren dadurch Wasser, Nährstoffe und auch Sauerstoff dorthin, wo es gebraucht wird. Man kann sich also diese Adern wie kleine Autobahnen vorstellen. Außerdem haben Seegräser Stängel, die nicht nach oben sondern am Meeresgrund entlanglaufen- diese nennt man Rhizome. Von den Rhizomen ausgehend wachsen die Blätter nach oben und die Wurzeln nach unten in den Meeresgrund. Beide- Rhizome und Wurzeln- können Nährstoffe aufnehmen und speichern und helfen dem Seegras fest am Meeresgrund sitzen zu bleiben und nicht von Wellen abgetrieben zu werden.
Seetang und Algen dagegen gehören nicht zu den eigentlichen Pflanzen und sind einfacher aufgebaut. Zwar haben sie auch blattähnliche Formen, allerdings haben Algen keine Blattadern und keine Blüten.
Sie haben auch nur eine wurzelähnliche Struktur, die sie nutzen, um sich auf Steinen oder am Boden festzuhalten.
Wie sehen Seegräser denn eigentlich aus?
Es gibt etwa 60 verschiedene Arten von Seegräsern. Es gibt winzig kleine Seegräser und riesige Seegräser, deren Blätter fast so groß oder sogar noch größer werden können wie ihr oder eure Eltern (z.B das Neptungras Posidonia oceanica). Die verschiedenen Seegrasarten können alle Formen annehmen, die ihr euch vorstellen könnt. Manche sehen sogar Spaghettis ähnlich, so wie die Art Syringodium.
Seegräser können nur ganz kleine Flecken bedecken oder sich auch über Flächen von 10,000 m² erstrecken- das ist ungefähr so groß wie ein Fußballfeld und dann nochmal ein halbes. Die größte Seegraswiese, die je entdeckt wurde, wächst auf 4500km²- das ist eine Fläche ungefähr so groß wie 630 Fußballfelder!
Wo kann man denn Seegraswiesen überall finden?
Seegraswiesen kann man überall auf der Welt finden, außer in der Antarktis. Es gibt sie sogar hier bei uns, an der Nord- und Ostsee. Seegräser können sowohl im warmen als auch im kalten Wasser wachsen. Wenn das Wasser klar ist, können sie sogar noch bis zu 60m tief auf dem Meeresgrund vorkommen. Seegräser brauchen nämlich das Sonnenlicht, um zu überleben. Wie eure Pflanzen in der Wohnung brauchen sie die Energie der Sonnenstrahlen, um ihr „Essen“ (Glukose- ein Zucker) aus Wasser und Kohlenstoffdioxid (ein Gas, in der Luft) zuzubereiten- das nennt man auch Photosynthese.
Wer lebt alles in einer Seegraswiese?
Seegraswiesen sind das Zuhause von mehr als 1000 Tierarten. Dazu gehören Fische, die du vielleicht schon einmal selber gegessen hast- wie der Kabeljau und Hering. Man kann aber auch winzig kleine Bewohner finden, so wie kleine Nacktschnecken oder Seepferdchen.
Warum sind Seegraswiesen so wichtig für uns?
Seegräser helfen uns im Kampf gegen den Klimawandel. Wie sie das machen?- Wenn Seegräser ihr eigenes Essen machen (der Prozess wird Photosynthese genannt), brauchen sie dafür Kohlenstoffdioxid- ein Gas, das in unserer Luft und im Meerwasser ist. Kohlenstoffdioxid ist eines der Gase, das dafür sorgt, dass unsere Erde immer wärmer wird. Seegräser können sogar so viel Kohlenstoffdioxid aufnehmen, wie alle Autos in Italien und Frankreich jedes Jahr in die Luft pusten. Das heißt, dass Seegräser uns dabei helfen, dass sich unsere Erde langsamer erwärmt und uns so im Kampf gegen den Klimawandel helfen.
Viele Tierarten, die wir Menschen essen, brauchen Seegraswiesen, damit sie im Meer überleben können. Tiere legen ihre Eier in den Seegraswiesen ab. Kleine Babyfische können sich zwischen den Seegrasblättern verstecken und dort geschützt groß werden. Es leben z.B. 30 mal so viele Tiere in Seegraswiesen als auf den leeren Sandböden daneben. Drei Milliarden Menschen bekommen ihr Essen aus Seegraswiesen. Also auf der ganzen Erde bekommt aus einer Gruppe von 3 Personen1 Person ihr Essen aus Seegraswiesen.
Seegraswiesen beschützen auch unsere Küsten, denn ihr Blätterwald bremst hohe Wellen ab. Ihre Wurzeln halten die Erde am Meeresboden zusammen und verhindern so, dass unsere Strände vom Meer verschluckt werden.
Außerdem filtern Seegräser Bakterien aus dem Wasser, die auch uns krank machen können. Ihr Blätterwald fängt auch kleine Partikel, die im Wasser schwimmen. So helfen Seegräser das Wasser im Meer klar zu halten und es nicht zu einer trüben Brühe werden zu lassen.
Warum verschwinden immer mehr Seegraswiesen?
Wir Menschen sind vor allem dafür verantwortlich, dass immer mehr Seegraswiesen verschwinden. Ein Grund ist der Klimawandel. Denn die Erde- und damit auch das Meerwasser- erwärmen sich im Moment immer schneller. Wart ihr schon einmal in einem Auto im Sommer? Es war richtig heiß, wenn ihr in der Sonne gefahren seid, richtig? Das ist weil die Fenster die Sonnenstrahlen reinlassen, aber die Hitze nicht wieder ganz aus
dem Auto geht. So funktioniert auch die Erderwärmung. Die Sonne trifft auf die Erde und die Wärme will wieder hinaus, aber es gibt bestimmte Gase in unserer Luft (wie Kohlenstoffdioxid und Methan), die die Wärme nicht wieder zurück ins Weltall lassen. Menschen bringen auch immer mehr Kohlenstoffdioxid durch Flugzeuge, Autos und Fabriken in die Luft. In den letzten hundert Jahren ist es deshalb ungefähr 1°C wärmer auf der Erde geworden. Das hört sich nicht nach so viel an. Aber überlegt mal, wie schlecht ihr euch fühlt, wenn ihr Fieber bekommt. Da seid ihr auch nur 1-3°C wärmer, als normal. Genauso schlecht wie es euch geht wenn ihr Fieber habt, geht es Seegräsern wenn das Meer weiterhin wärmer wird.
Ein weiterer Grund für das Sterben der Seegraswiesen ist die Verschmutzung der Meere. Von Feldern an Land, auf denen es z.B. Kühe gibt oder unser Gemüse wächst, werden Nährstoffe (Dünger und Kuhmist) in das Meer gespült. Außerdem wird in manchen Ländern das, was ihr das Klo runterspült direkt in das Meer geleitet. Die Nährstoffe werden von Algen gegessen, die dann groß und stark werden und über das Seegras wachsen. Außerdem essen auch winzig kleine Algen, die frei im Wasser schwimmen, diese Nährstoffe. Diese Algen können nun auch wachsen und werden so viele, dass sie das Wasser grün färben. Das Sonnenlicht kommt nicht mehr zu den Seegraswiesen und die Seegräser können nichts mehr für sich zu essen machen, da sie dazu das Sonnenlicht benötigen und sterben langsam.
Im Moment verschwinden deswegen jede Stunde 2 Fußballfelder große Seegraswiesen. Stellt euch das mal vor! Das passiert jede Stunde an jedem Tag. Deswegen brauchen Seegräser kleine Helden- so wie ihr es auch sein könnt!
Wissenswertes aus unserem Buch
- Alle Seegräser gehören zu den Blütenpflanzen (es sind keine Algen!) und ihre nächsten Verwandten an Land sind die bunten Lilien. Seegräser sind die einzigen Blütenpflanzen, die im Meer wachsen können.
- Seegräser stammen von Landpflanzen, die sich wieder an das Leben im Meer angepasst haben (vor ca. 100 Millionen Jahren). Also waren ihre Vorfahren zu Zeiten der Dinosaurier noch an Land zu finden.
- Delphine nutzen Seegräser, Tang oder Algen, um ihre auserwählte Delphin- Dame zu beeindrucken.
- Neben dem Klimawandel ist die Verschmutzung der Meere einer der Hauptgründe warum Seegraswiesen verschwinden. In das Meer gegebene Nährstoffe werden von Algen aufgenommen, die sich dadurch ungebremst vermehren und die Seegrasblätter überwachsen. Außerdem werden die zusätzlichen Nährstoffe auch von winzig kleinen Algen (Phytoplankton), die frei im Wasser schwimmen, aufgenommen. Diese Algen können nun auch wachsen und vermehren sich, sodass sie das Wasser grün färben. Das Sonnenlicht dringt nun nicht mehr durch diese trübe Brühe zu den Blättern der Seegräser durch. Dadurch können sie keine Photosynthese (ihre Form der Nahrungsaufnahme) mehr betreiben und sterben langsam.
- Seegras- Samen können wirklich in kleinen Blumentöpfchen in Meerwasseraquarien gepflanzt werden, in denen dann die kleinen Sprößlinge hochgezogen werden, um sie dann später im Meer einzupflanzen (so geschehen im ROOTSEA Projekt unserer Kollegin Dr. Fay Belshe am Leibniz- Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)).